Schritte zur erste Aquaponik-Anlage

Hallo liebe Besucher,
wir möchten gerne eine Frage zur Aquaponik-Anlage aufnehmen die uns sehr häufig erreicht:

Was brauche ich alles, und wie plane ich meine erste Anlage richtig ?

Nun diese Frage ist leider nicht mit einem Satz zu beantworten, aber wir geben gerne einen Überblick.

Ziel der Aquaponik-Anlage

Wir zäumen das Pferd gerne von der anderen Seite auf.
Was ist das Hauptziel meiner Anlage ?
Geht es darum etwas Erfahrung mit einer Anlage aufzubauen, geht es um die Produktion von Fisch oder Gemüse als Hauptbestandteil.
Das ist für unsere Rechnung sehr wichtig, daher stellen wir diese Frage als erstes.

Platzbedarf der Aquaponik-Anlage

Geht es darum nur erste Gehversuche zu starten, so braucht es nicht viel Platz für eine Anlage.
Typische Systeme sind die Systeme, welche auf Grundlage eines ausgedienten IBC (Intermediate Bulk Container) basieren.
Dafür wird ein IBC mit dem Winkelschleifer auf ca. 2/3 der Höhe waagerecht durchtrennt, und das obere Drittel umgedreht als Pflanzbeet verwendet, während die unteren zweidrittel des IBC als Fischtank genutzt werden.
Man kommt somit mit ca. 1m² Grundfläche aus.
Allerdings ist diese Variante mehr die amerikanische Version, die wir nicht empfehlen.
Hintergrund ist die fehlende Vorfilterung der Fischausscheidungen, sowie das Fehlen des biologischen Filters, welcher 24h am die Tag die Ausscheidungen der Fische in ungiftiges und für Pflanzen verfügbares Nitrat umwandelt.

Möchte man größere Mengen Gemüse für die Familie erzeugen, so muss man die Anforderungen der Pflanze (Platzbedarf, Kulturdauer, Ertragsmenge, etc.) berücksichtigen, und mit den Vorstellungen der Ertragsmenge den erforderlichen Platzbedarf bestimmen.

Beispiel Salat:
Salat braucht unter guten Bedingungen zwischen 45-60 Tagen für die Kultur.
Man kann Salat relativ stark pro Quadratmeter in der Aquaponik-Anlage besetzen, wir rechnen 20-25 Salate pro Quadratmeter Anbaufläche.

Kaltwasser vs. Warmwasser

Je nachdem wo Sie die Aquaponik-Anlage betreiben wollen, macht es Sinn über die Temperatur nachzudenken.
Während im klassischen Aquaponik immer von Warmwasser gesprochen wird, bietet sich für Anlage ohne Gewächshaus sehr schnell eine Kaltwasseranlage an.
Die Systeme der Australier oder Amerikaner sind mit unserem teilweise rauhen Klima nicht zu vergleichen.
Immerhin haben wir erst Ende Mai Temperaturen die den Einsatz von Warmwasserfischen ohne großen technischen Aufwand, oder hohe Kosten nicht ermöglichen.

OpenAir Systeme wie unsere Aquaponik-Schauanlage mit 35.000L Wasser sind wirtschaftlich nicht auf Temperaturen über 20°C vor Mitte Mai zu bringen.
Und je nachdem wie das Wetter so gelaunt ist, kann es zwischendurch auf jederzeit mal unter 20°C fallen.
Viele Warmwasserfische brauchen aber Temperaturen die eher in Richtung 30°C als in Richtung 20°C gehen.
So fiel unsere Entscheidung sehr schnell auf den in Deutschland einheimischen Spiegelkarpfen.

Aquaponik-Anlage
Hungrige Meute
Fischbesatz Ihrer Aquaponik-Anlage

Sobald die Frage der Anlage (Warm- oder Kaltwasser) geklärt ist, geht es um die Wahl der Fische.
Für Warmwasser wären das um einige zu nennen:

  • Afrikanischer Raubwels
  • Tilapia
  • Streifenbarsch (kann aber auch kältere Temperaturen ab)

sowie für Kaltwasser:

  • Europäischer Wels (Waller)
  • Flussbarsch
  • Karpfen (Schuppen- oder Spiegelkarpfen)
  • Schleie
Besatzdichte

Das ist eigentlich das wichtigste Thema im Bezug zur Aquaponik-Anlage.
Während viele nur Fisch pro Liter Wasser rechnen, haben wir eine ganz andere und eigene Methode zur Berechnung der Besatzdichte ermittelt.
Wir kategorisieren die Pflanzen in drei Klassen ein, Schwach-, Mittel- und Starkzehrer.
Je nachdem wie sich das Aufgebot an Pflanzen verhält, wird daraufhin der Nährstoffbedarf pro Tag und Quadratmetern berechnet.
Wenn man also weiß wie viel Nährstoffe (Futter) die Aquaponik-Anlage pro Tag in der Hauptphase des Pflanzenwachstums braucht, so kann man errechnen wie viel Kilo Fisch erforderlich ist, um die Menge an Futter zu verbrauchen/zu essen.

Filterung

Im Gegensatz zum amerikanischen System, in dem ausschließlich über die Growbeds (Substratbeete) gefiltert wird, sind wir mehr Teich- bzw. Aquarienbetreiber geblieben.
Bei unserer Idee gehört eine Vorfilterung der mechanischen Filterung sowie eine biologische Filterung einfach dazu.
Also braucht es unserer Meinung nach zwei Kreisläufen:
– Aufbaukreislauf: Dort wo die Nährstoffe für die Pflanzen aufgebaut werden (mechanischer & biologischer Kreislauf)
– Abbaukreislauf: Die typische Hydrokultur, also dort wo die Pflanzen wachsen, und die Nährstoffe „verbrauchen“

Ja das geht meistens nur mit zwei Pumpen, aber wenn man sich die energiesparenden Pumpen bei uns im Shop ansieht, wird man das für das Wohlergehen der Tiere gerne investieren.

Die Vorfilterung übernehmen bei uns die Filterbürsten, die ideale Partner unserer Prinzip sind.
Lange Verweildauer der Feststoffe im System, kein Verlanden der Beete, und effektives Arbeiten der biologischen Filtermedien.

Als Träger für die Biologie verwenden wir Helix in 12mm.
Das Helix dient den Bakterien als Besiedelungsfläche, die sie benötigen um Ihre Arbeit der Umwandlung der Ausscheidungen in Nitrat umzuwandeln.
Da der biologische Prozess viel Sauerstoff benötigt, wird das Helix belüftet.

Den gesamten Kreislauf:
– Verbindung Fischtank zur Vorfilterung
– Verbindung Vorfilterung zum Biofilter
– Filtermedium
– Pumpe
– Kompressor
– Sprudelsteine
finden Sie alle zusammengestellt als Set bei uns im Shop, dort sehen Sie auch eine einfache Möglichkeit des Aufbaus für ein 1000L System mit IBC als Fischtank.

Zusammenfassung:

Man braucht also neben dem Fischtank/Teich die entsprechenden Beete, oder Behälter in den die Pflanzen wachsen.
Eine gut dimensionierte Vor- und Biofilterung sowie zwei Kreisläufe für Fisch- und Pflanzenzucht.

Vielleicht ist es nun für etwas einfacher geworden, unseren Kommentar vom Anfang des Artikels nachzuvollziehen:

Nun diese Frage ist leider nicht mit einem Satz zu beantworten, aber wir geben gerne einen Überblick.

Bei der Planung der Aquaponik-Anlage gibt es keinerlei Grenzen, ob man mit Tropfsystemen, Rinnensystemen, Anstausystemen, schwimmenden Systemen, Sprühsysteme oder sogar alles zusammen betreiben möchte ist jedem selbst überlassen.
Man muss dazu unterschiedlich viel beachten.
Jeder hat andere Anforderungen an

  • Platz
  • Licht
  • Fische
  • Ertrag
  • Ausnutzung der Quadratmeter (vertikaler Anbau)
  • Saisonal  oder ganzjährig
  • uvm.

Gerne unterstützen wir Sie dabei, aber haben Sie bitte Verständnis das wir das bei der Menge an Anfragen nicht alles kostenlos machen können, dazu bieten wir für paar Euro pro Stunde speziellen Support nur für Sie und Ihre Anlage an.

Wer gerne mehr über unser System, und die Aquaponik lernen möchte, dem legen wir unseren Workshop bei unserem Kunden im Forsthaus Lüsche sehr ans Herz.
Dort erfahren Sie die einzelnen Themen die wir hier angerissen haben in einer familiären Runde von 10-18 Uhr bei uns in Westerlinde.

Sonnige Grüße sendet Ihnen
Das ganze Lets-Grow Team

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6 Antworten auf „Schritte zur erste Aquaponik-Anlage“

  1. Hallo Dominik,

    vielen Dank für diese kurze aber wertvollen Hinweis. Über weitere Informationen wäre ich dankbar. Tschüß Tobias

    1. Hallo Tobias,
      freut mich sehr das es dir gefällt.
      Fand es gar nicht so wenig, es ist ein sehr komplexes und umfangreiches Thema.
      Aber ich werde versuchen daraus eine Serie an Beiträgen zu starten.

      Kennst du den Beitrag zum Selbstbauset, und zu den Filterbürsten schon ?

      Liebe Grüße
      Dominik

  2. Hallo Team,
    informative Site, vielen Dank dafür.
    Ich baue zur Zeit einen beheizten Folientunnel (7x18m). Um auf dieser Fläche genügend Nahrung für eine Familie zu produzieren, werde ich wahrscheinlich auch in der Höhe anbauen müssen, so bin ich auf Aquaponics gestoßen. Das System klingt einleuchtend, allerdings habe ich weder hier noch anderswo eine Betriebskostenaufstellung gefunden, vielleicht war ich auch nur unfähig, richtig zu suchen. Habt ihr so etwas, für die Öffentlichkeit bestimmt? Also wieviel Futter, wie viele KWh für wieviel Kilo Fisch und Gemüse?
    wäre super.
    mfg
    Dirk

    1. Hallo Dirk,
      freut mich sehr das Dir unsere Seite und die daraus resultierende Arbeit die wir leisten gefällt.
      Um Gemüse für eine Familie zu produzieren braucht es bei einer Fläche von 126m² nicht zwangsläufig den vertikalen Anbau.

      Aquaponik ist sehr variable und vielfältig einsetz- und realisierbar, daher können die Betriebskosten erst nach dem kompletten Design bestimmt werden.
      Wie du schon selbst sagtest, machst du vertikalen Anbau, steigen die Aufwände für die Pumpenleistung deutlich gegenüber einem „einfachen“ Raftsystem.
      Die Fischart, die Pflanzenwahl, Vorfilterung, effektivität der Mineraliserung spielen zusätzlich bei Futtermengen, Strombedarf und Mengenberechnung eine große Rolle.

      Wir bieten dafür regelmäßig Workshops an, bei denen wir in 8 Stunden versuchen alle Techniken zu erläutern, sowie die dazugehörigen Herausforderungen.
      Neben den Workshops für Gruppen, bieten wir auch individuale Beratung auf Stundenbasis an.
      Jeder hat andere Anforderungen an das System.

      Gruß
      Dominik

  3. Ich bin etwas geknickt, denn ich hab eine größere Menge Blähton geordert.
    Ist Kies wirklich die bessere Alternative??????

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